Ein alter Zigeuner und eine junge Zigeunerin

Er.

Ich bin ein Zigeuner aus Ägyptenland,
Bin rund um die ganze Welt gezogen;
Das Gras seh' ich wachsen, bin Chiromant
Und kenne die Sterne am Himmelsbogen;
In Kalifornien hab' ich nach Gold gewühlt,
In Grönland mit Eisbären Greifen gespielt. -
Dies Kind, das mir meine Schwester vertraut,
Mit der Milch der Weisheit hab' ich's genähret
Und wessen Lin'en sie klug beschaut,
Dessen Zukunft ist vor ihr aufgekläret,
Und wem sie genaht um zu prophezeihn,
Der rückt in den siebenten Himmel ein!

Sie.

Herr Vetter! des Unsinns ist's nun genug!
Du sprichst zwar wie ein gelehrtes Buch,
Doch nach Charlatan'rie Deine Rede klingt,
Und das Beste vergißt Du dabei, unbedingt.

Er.

Die Jugend stets klüger wie's Alter will sein!

Sie.

Sie liebt nur die Wahrheit und nicht den Schein,
Und wollt Ihr ein wenig Eu'r Ohr mir leihn,
So will ich Euch ein Geschichtchen erzählen,
Dem Wahrheit im Lichtgewand nimmer soll fehlen.

Er.

Hört, hört! -

Sie.

Es sind fünfundzwanzig Jahr',
Als ein junges Brautpaar zu sehen war;
Der Bräutjgam, ein stattlicher Kavalier,
Dem Jedermann zollte der Achtung Gebühr,
Die Braut, im schönsten Schmucke der Jugend.
Im Herzen die Blüten der Anmut und Tugend,
So sah man die Beiden, das Glück in sich habend,
Ein seliges Brautpaar am Polterabend! -

Er.

Da traten durch des Hauses Tür
Gar mancherlei Gestalten herfür,
Die brachten Ernst und Schäkerei,
Die brachten bald Lachen, bald Rührung herbei.

Sie.

Er schwatzt schon wieder! verzeihet es ihm!
Das Alter macht schwatzhaft; hört nicht nach ihm hin! -

Er.

Ein Wettermädchen!

Sie.

'S war Polterabend,
Und eine Zigeunerin trat herein,
Das Brautpaar mit gutem Orakel begabend;
Sie hatte die Zukunft prophetisch durchschaut,
Sah tausend Blüten im Kranze der Braut. -
Ihr sybillisches Künden und Hoffen,
Das ist buchstäblich eingetroffen.
Denn wie im Lieben das glückliche Paar
Ganz selig und unübertroffen war
So zogen sie liebend ins Leben hinein
Und wirkten und schafften im treusten Verein.
Was Wunder, daß Glück und Zufriedenheit kamen,
Bei ihnen im Herzen still Wohnung nahmen.
Ob stürmisch die Zeiten vorüber gezogen,
Der redliche Hausherr ging still seine Bahn;
Kam oft auch ein dunkles Wölkchen geflogen,
Er blickte vertrauend zum Himmel hinan,
Er blickte vertrauend ins Auge der Frau;
Und licht ward das Dunkel, sein Himmel stets blau.
Der Mann war ein Kernmann, sein Weib ein Juwel,
Gesegnet sein Schaffen an jeglicher Stell';
Ihn ehrte sein König, ihn liebte sein Land,
Wo Hülfe nötig, war stets er zur Hand.
Ich glaube, Ihr werdet den Mann erkennen,
Ich brauche Euch nicht seinen Namen zu nennen.

Er.

Den Namen? Ei ja doch! - Auch Titel gar viel,
Die gab ihm sein Amt als des Strebens Ziel.

Sie.

Er schwatzt schon wieder! Verzeihet es ihm!
Das Alter macht schwatzhaft; hört nicht nach ihm hin! -

Er.

Die kleine Hexe! -

Sie.

'S ist Hochzeitabend,
Es zeigt sich ein Brautpaar auf's neue dem Blick,
Ein Jubelpaar, das, Glück im Herzen habend,
Beseligt schaut ins Vergang'ne zurück;
Zwei liebliche Töchter (bzw. ein Sohn, eine Tochter, usw.) umschlingen sie Beide,
Der Stolz ihrer Eltern und ihre Freude! -

'S ist Silberhochzeit! - Das schlanke Kind,
Das damals den Brautkranz prophetisch geweiht,
Ist meine Mutter; sie sandte geschwind,
Da das Leben and'ren Pflichten sie weiht,
Zu Eurem Fest mich, um still zu ergründen,
Was heut Eure Lin'amente verkünden.
Drum reichet die Hand mir.

(Sie ergreift die Hände des Brautpaares.)

Silbern klingt zum Fest die Glocke,
Silbern strahlt in Lieb' Eu'r Blick,
Und es beut, zum Schmuck der Locke,
Gold'ne Zweige das Geschick.
Golden leuchtet aus der Ferne
Euch der Zukunft helles Licht,
Welches mild, gleich einem Sterne,
Sich im heut'gen Silber bricht.

(Sie überreicht ein paar silberne Leuchter.)

Pflanzt Eu'r Licht auf diese Säulen,
Die so stark und fest, wie Ihr,
- Mag hier Glück, mag Schmerz hier weilen -
Sind der Flamme Schutz und Zier.

(Sie tritt zurück; von beiden Seiten treten die Kinder des Jubelpaares mit Silberkranz und Silberstrauß heran.)

Die erste Tochter zur Braut, sie bekränzend.

Heut laß die Tochter Deine Locken schmücken!
Die zarte Myrte ward zum Silberreis,
Und segnend wird Dein treues Auge blicken,
Umschlingt der Kranz Dich als der Tugend Preis!
O Mutter! laß Dein Wirken und Dein Streben
Ein Vorbild mir für's künft'ge Leben geben!

Die zweite Tochter oder der Sohn zum Bräutigam, den Silberstrauß überreichend.

Und nun der Kranz, wie in der Jugend Tagen
Erglänzt um's Haupt der teuren Jubelbraut,
Sollst Du am Herzen Silberblüten tragen,
Du, der ihr Glück so freundlich aufgebaut.
Die Blüten, die der Kindeslieb' entsprossen,
Und die des Himmels Segen reich erschlossen!

Der Zigeuner.

Ei! Tränen und Rührung? Das ist gar schön,
Doch will ich: auch mir soll Recht geschehn!
Auch ich will prophezeihn der Braut,
Und künden, was ich für den Bräut'gam erschaut.

(Zur Braut.)

Dir lacht das Glück auf allen Wegen,
Du erntest Deiner Saaten Segen;
Allüberall gedeiht Dein Tun
Bis in die fernste Zukunft nun! -

(Zum Bräutigem.)

Es blüht Dein Haus! Dein Lebensschiff
Ist nicht bedroht von Sturm und Riff,
Noch Jahr um Jahre wirst Du schalten,
Hier segnend und gesegnet walten!

Zigeunerin.

So ist's, so steht es in den Sternen!
Es blüh' und grün' in allen Fernen
Dein Stammbaum recht zum Wald empor! -
Und: Lebehoch! darauf, ein ganzer Chor!


Silberhochzeit Grüße


Von den Dienern des Jubelpaares

Wo sich Verstand mit Edelmut verbindet
Und Ernst mit sanfter Güte paart,
Wo man den Wert der Tugend tief empfindet
Und sich vor eitlem Schein verwahrt:
Da wird die Achtung leicht gewonnen,
Und weise jedes Werk begonnen.

Da keimet, gleich der Frucht aus schlankem Halme
Aus edlen Taten Glück hervor;
Da steigt des Friedens segensreiche Palme
Stets frischer, herrlicher empor,
Und schirmt, bis alle Stürme schweigen,
Das Haus mit dichtbelaubten Zweigen.

Da baut sich gern, von mildem Licht umflossen.
Die Lieb' ein stilles Heiligtum;
Da wird des Lebens Freude rein genossen,
Errungen echter Weisheit Ruhm;
Da ist man frei von düsterm Neide,
Und hilft dem Trauernden im Leide.

In diesem reizend-schönen Bild erscheinet
Ihr Leben uns, verehrtes Paar!
Sie stellen uns, zu gleichem Zweck vereinet,
Das Muster selt'ner Würde dar:
Drum fühlen wir uns auch getrieben,
Voll hoher Achtung Sie zu lieben.

In Ihrem sittlich-frommen Kreise finden
Wir lange schon des Guten viel;
Denn uns der Freuden Blumenkranz zu winden,
Ist Ihres Strebens edles Ziel.
Sie pflegen uns'res Glückes Blüten
Und trösten uns, wenn Stürme wüten.

Wie gut sind Sie - In unsern Augen blinket
Die Träne froher Dankbarkeit!
Bis unser Staub dereinst zur Erde sinket,
Sei Ihnen unser Herz geweiht!
Sie soll im raschen Flug der Zeiten
Stets unser bester Wunsch begleiten!

Von Ihres Pilgerlebens Bahn entweiche
Die Sorg', und sei von Ihnen fern!
Ihr Wohlsein blühe nimmermehr erbleiche,
Verehrte, Ihres Glückes Stern!
Von Ihren Lieben ungeschieden,
Sei auch Ihr Abend noch voll Frieden!

Wenn einst des höhern Alters Silberhaare
Um Ihre Häupter säuselnd wehn;
Wenn Enkelkinder sanft vom Jubelpaare
Den frommen Segen sich erflehn:
Dann kehr', begrüßt durch frohe Lieder,
Das heut'ge Fest noch einmal wieder!



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