Der Dienstmann in der Not

Festspiel

Personen.

Klinke, Dienstmann.
Auguste, Mädchen für Alles.
Herr X.
Heer Y.

1. Szene.

Klinke.

(Allein.)

(Unter dem einen Arm ein Bündel, aus welchem türkische Garderobenstücke herausschauen, in der andern Hand einen Turban und einen Türkensäbel nebst Koppel.)

Nee nee, Herr NN (Name eines Freundes vom Hause), daraus wird nischt, uf Taille,
Wenn Sie die Kleidasche kriegen, bin ick ne Canaille.
Dieses Mal griffen Sie en Bisken ins Linke,
Noch bin ick Dienstmann, noch heeß ick Klinke.
Nicht wahr? Meine Blouse und Nummer pumpen,
"Schade wat - heeßt et - um diesejenigte Lumpen -"
Sie denken woll noch jar mich 'ne Ehre zu erzeigen,
Wenn Sie in diese Buxen runtersteigen,
Und spielen Pulter-Kommedie drin?
Det schlagen Sie sich jütigst aus'm Sinn.
Denn - indem ja, wat wollt ick doch sagen?
Mich is et so etwas klapprig im Magen.
Da wollen wir man in die Tasche jreisen,
Und eenen Anies mit Bittern pfeifen.

(Er legt das Bündel nieder, Säbel und Turban darauf, holt die Flasche aus der Tasche und trinkt. Nimmt die Sachen wieder auf.)

Nu muß ick man die Jalderobe bei NN (derselbe Name) hinschleppen,
Die ick Musje X'en habe vom Maskenverleiher geholt.
Nu paß man uf Klinke, durch die Hintertreppen,
Deß Dir Keener sieht, sonst wirschte gekohlt.

(Indem er weiter will, sieht er sich mit einem Male um, bleibt mit offenem Munde starr stehen, läßt Bündel, Säbel, Turban und Schnapsflasche, die er noch in der Hand hatte, auf die Erde fallen und spricht nach einer Pause.)

Dunderwetter, wo bin ick denn hingeraten?
Wo bin ick in meine Betrachtung hingeschlumpert?
Jott! Klinke - beinah merk ich den Braten -
Du hast Dir dieses Mal etwas ochsig verplumpert,
Da hat Dir der Deibel oder der Inschtinkt
Richtig die Vordertreppe 'rupper geführt. -

(Steht ein Weilchen ganz verblüfft.)

Wat mach ick? Ob man wol Eenen drinkt,
Det mir vor Schreck der Schlag nicht rührt?

(Sucht die Flasche und trinkt.)

2. Szene.

Auguste. Klinke.

Auguste.

(Ganz atemlos hereinstürzend.)

Klinke, Rindsvieh, Jott verzeih mir,
Wo sind Sie'n? Wo dreiben Sie sich rummer?

Klinke.

Auguste, wie der Jott sei bei mir,
Fahren Se mir an, ick wer' ja noch dummer!

Auguste.

Wie können Sie Esel sich denn unterstehen,
Mich nichts, Dich nichts, vorn ruffer zu jehen,
Grade in den Saal, wo die Herrschaft dhut sitzen,
Und der Mensch, der X, der muß hinten schwitzen,
Und lauern 'ne Stunde mit Angst und Schmerzen
Uf die Kleeder -

Klinke.

Ick bedaur' ihm von Herzen.

Wat helft denn aber all der Mordscandal
Un all die Ehrentitel ohne Zahl.
Die Silberhochzeit hat ja noch weiter nischt jesehn
Ais wie det Bündel und die Mütze - et wird wol jehn,
Ick werd't ihm man jeschwinde hinterdragen.

Auguste.

Man zu! Ick habe Ihnen im Magen!
Zwee Menschen sind beinah vor Angst jestorben,
Und die Ueberraschung verfuscht und verdorben.

Klinke.

Auguste, Sie sind ja sonst eene kniffliche Person,
Und haben ooch schonst'n recht feinen Ton,
Von des bei Herrschaften kundizionieren,
Könnten Sie mir dieses Mal nich rangplatzieren?

Auguste.

Machen Sie man, det Sie sich nu raußer scheren.

Klinke.

Erloben Sie, Auguste, ick wer' Ihnen erklären: -

(Indem sie abgehen wollen, tritt Herr X. auf.)

3. Szene.

Herr X. Klinke. Auguste.

Herr X.

Klinke, erbärmlichster der erbärmlichsten Wichte,
Was macht Er mir hier für 'ne unsaub're Geschichte
Das ist ja nichtswürdig, das ist ja verteufelt -

(Zur Gesellschaft.)

Verzeihn Sie, Verehrte, Sie sehn mich verzweifelt,
Was soll ich jetzt sagen? Was soll ich ersinnen?
Schon Alles geendet noch vor dem Beginnen.
O teuerste Freunde Ihr Silbervermählte,
Laokoon bin ich der Schlangengequälte
Ein reizendes Sinnbild symbolisch erfunden,
Das hat' ich geweiht diesen heiligen Stunde,
Ästhetisch und sinnig den Anteil zu malen -

(Zu Klinke.)

Wart, schändlicher Dienstmann, Du sollst mirs bezahlen.

Klinke.

Verehrt'ster Herr X. - Wat hilft hier denn det Sticheln,
Det Unglück det is doch nu eenmal jescheh'n,
Et läßt sich vielleicht noch zusammenvettermicheln,
Ick bin een Genie - et werd schonst noch jehn.

Auguste.

Na Sie wärn der erste Dienstmann in Berlin,
Die Karre hier noch aus die Patsche zu ziehn!

4. Szene.

Herr Y (tritt hastig auf). Die Vorigen.

Herr Y.

(In beliebigem Kostüm, seinen gewöhnlichen Mantel über die Schultern gehangen, fast weinend.)

Mein Gott, Herr X - ich muß ja vergehen.
Da hinten lassen Sie allein mich stehen,
Schon sechs Mal habe ich meine Rolle repetiert,
Wirds denn noch nicht endlich aufgeführt?

Herr X.

Liebster Y., Sie müssen sich fassen,
Die Aufführung müssen wir unterlassen,
Dieser Kerl ist mit meinem Kostüm hier herein spaziert,
Dieser versoff'ne Dienstmann hat Alles ruiniert.

Herr Y.

Mir raucht der Kopf - ich werde ganz wirre. -

Herr X.

Sie haben zum Schlusse ja, wenn ich nicht irre,
Eine poetische Gratulation memoriert.
Wie wär's, wenn man die jetzt schnell rezitiert'?

Herr Y.

Ach ja, das könnte man probieren.

Herr Y

Treten Sie vor und fangen Sie an zu deklamieren.
Ich werde auch indes eine rede studieren.

Herr Y.

(vor das Silberpaar hintretend.)

Nos duo turba samus : possedit caetera poetus -

Herr X.

Mein Gott, lieber Y., was soll denn das sein?
Sie sprechen ja nicht deutsch - das ist ja Latein!

Herr Y.

Ach ich Unglücklicher, was ist mir da wieder passiert!
Das ist aus dem Ovid, hab's vor Jahren deklamiert. -

Auguste.

Hurrje, was is des vor'ne Konfussion!
Mich zittern Arm und Beene schon.

Klinke.

Stille, Liebeken, - mich kommt een Jedanke -
Nu hören Sie aber uf mit det Jepanke. -
Schlagen Sie Klinken uf die Stelle todt,
Wenn er Sie nich hilft aus diese Not.
Ick bin een jeborner Kummediant,
Uf manchen Polterabend hab' ick'ne Rolle jemacht
So delikat und so scharmant,
Daß der ganze Saal hat jeklatscht und jelacht.
Ziehn Sie sich een Bisken nach'm Hintergrund
Und verpusten Sie sich 'ne Viertelstund',
Det werteste Paar wat vorzudragen,
Det is mich Pummade - ick will't schonst wagen.

(Er zieht einen türkischen Kaftan aus dem Bündel, zieht ihn an, schnallt den Säbel darüber und setzt den Turban auf.)

Werte und Verehrte Sie kennen mir schon -
Ick bin een Dienstmann von Konfusion - nee Konfession
Und habe heute, ich verläugne es nicht,
Zwarsch großen Schaden angericht't!
Ihren Schaden aber verlang' ich nich - behüte;
Drum will ick sehen, wie ick et vergüte
Und will mir selbsten türkisch vermaskieren.
Und Ihnen jetzt zum Silberfeste gratellieren.
Herr Bräutjam - Madame Braut zum Silberfeste
In diese türkische Paradeweste
Tu' ick Ihnen Jlück und Segen verkündigen -
Sie würden sich weeß Jott versündigen,
Wenn Sie's nich jlobten; o fassen Sie's janz,
Die Neben Kinderkens - der schöne Silberkranz,
Die janze Freundschaft, der helle Saal,
Und denn das glänzende Hochzeitsmahl -

(Wischt sich den Mund.)

Ick bleibe dabei, dieser Silberglanz.
Des silbern Sträußken, der silberne Kranz, -
Liegt darin nich wat Entzückendet, Holdet,
Sie sollen mal sehen, mir sagt meine Seele
In fünf und zwanzig Jahren is Beidet verjoldet.
Womit ick mir janz erjebenst empfehle.
Sollten Sie vielleicht mal eines Dienstmanns bederfen,
Meine Leistungen sind keineswegs nich zu verwerfen,
Sie übersteigen jede Erwartung, ooch die allerkühnste -
Und somit empfehl ick mir zu vorkommende Dienste!

Herr X.

Hör' Er endlich auf mit dem Geschwätze,
Daß Er länger nicht den Anstand hier verletze.

Auguste.

Hörn'n Sie, Klinke? Drücken soll'n Sie sich!

Klinke.

Soll ick hier pertout nich reden? Na denn nich!

(Zieht sich etwas zurück.)

Herr X.

(Vortretend.)

O verzeiht, wenn uns're Huldigungen,
Die wir zugedacht Euch heut', mißlungen.
Und nun dringe Euch zu Herz und Ohren
Schlichter Liebeswunsch vom Augenblick geboren,
Schön're Reden könnt' der Dichter reimen,
Besser aber konnt' er sie nicht meinen,
Als die eben Eures Freundes Mund
Darbringt Eurem schönen Silberbund.
Mögen meine Worte es Euch nennen,
Was Euch Alle wünschen, Alle gönnen:
Dauer Eures freundlichen Geschicks,
Dopp'lung des so lang genoß'nen Glücks!

Herr Y.

Nicht beschreiben kann ich's, wie auf dieses Heute,
Ich seit Wochen schon mich herzlich freute,
So als ... (* Hier ist der Charakter des zu wählendes Kostüms zu nennen) hier zu stehen,
Wie Sie wohl an meinen Kleidern sehen.
Herrliches hat der Poet empfunden,
Herzergreifend, zart und doch bewegend,
Wie wußt' er die Verse schön zu runden; -
Ach! Die schöne Hoffnung ist verschwunden,
Und ich stehe schamrot überlegend. -

Klinke.

Überlegen wir? Des war 'ne schöne Jejend!

Herr Y.

O Apoll, steh' bei mir armen Jungen,
Leihe schnell mir ein'ger Musen Zungen!
Ha! Ich bin erhört - ja, es bemeistert
Meiner sich jetzt eine unsichtbare Kraft.
Die mein Herz durchglüht, die mich begeistert,
Den Gefühlen Wort und Ausdruck schafft.
O, daß Heil und Glück und Bürgerehre
Sich für Euch von Jahr zu Jahr noch mehre,
Bis ich einst auf mehr geübter Leier
Würdig darf besingen Eure gold'ne Feier!

Auguste.

Da müssen Steene weechen, und wären's noch so harte,
Weeß Jott, jedes eenzige Doge weent aparte,
Des Eene vor jroße Schmerzen und Wehmut,
Weil ick nich besser dhat uf Klinke passen,
Des andre vor lauter Rührung und Demut,
Ueber das, wat Sie sich Allens müssen wünschen lassen.
Na liebste Herrschaft, Sie werden mir dadrum nich verstoßen
Ick Könnte mir selbst um den Dämlack erboßen -
Ick wünschte wol, det er seine Strafe bekäme,
Man müßt ihm verdonnern uf's Schwurgericht,
Daß er mir jleich zur Frau sich nähme.

Klinke.

Nanu? Ich bin doch keen Potsdamer nicht?

Auguste.

Na, wenn wir so'n jlückliches Leben führen,
Wie's teure Silberjubelpaar,
Das heute vor fünf und zwanzig Jahr,
Als Brautpaar vor'm Altare stand,
Wenn bei uns nie wat von Jrole zu spüren. -

Klinke.

Um dieses Risiko tu' ick's riskieren!
Hier Auguste is meine Hand!
Denn das sagt mir mein Dienstmannsverstand,
Wenn wir in Allem nur recht jewandt,
Dieses Silberehepaar kupieren,
In unsern künftigen Ehestand,
Denn können wir uns heut auch jratulieren!
Daß aber det jeliebte Jubelpaar
Noch soll gesund sein hundert Jahr
Und uns in Eintracht, Lieb' und Treu'
Ein wahrhaft würd'ges Vorbild sei,
Woll'n wir uns mit 'nem Vivat fortbejeben -

Auguste.

Nanu Herr X. und Y. schrein sie ooch.

Alle Vier.

Das teure Silberjubelpaar soll leben
Noch viele, viele Jahre! Vivat hoch!


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